Der Kegelsportverein Rositz hat Zuwachs bekommen. Just am 1. November gründen die Kegler eine neue Abteilung. Wie der Club mitteilte, bereichern damit 35 Behindertensportler das Vereinsleben. Somit ist der Kegelsportverein nunmehr einer von nur drei Clubs im Altenburger Land mit einem Angebot für Menschen mit Handicap. Die Geschichte, wie es dazu kam, steckt voller Überraschungen.

Rositz. Donnerstagnachmittag ist auf der Kegelbahn in Rositz wie jede Woche um diese Zeit viel los. Männer und Frauen in blauen T-Shirts trainieren auf den Bahne und habe augenscheinlich jede Menge Spaß beim Kegeln. Ganz normal – nun ja fast. Denn auf der modernen Anlage treiben gerade körperlich und geistig Behinderte Sport. Seit Januar 2016 sind die Männer und Frauen, die von der Lebenshilfe betreut werden, auf den vier Wettkampfbahnen in Rositz. Im Mai organisierte der Verein im Rahmen der Festwochen anlässlich 65 Jahre Kegeln in Rositz unter anderem das erste Kegelturnier für behinderte Menschen.

„Sie können sich nicht vorstellen, was für Stimmung bei dem Turnier hier war, mit welcher Freude gekegelt wurde und wie die Mannschaften angefeuert wurden“, erzählt Lothar Albrecht, der neben Vereinschef Christian Simon eine der treibenden Kräfte ist. „Das war überwältigend.“ Nicht zuletzt wegen dieses großen und etwas unerwarteten Erfolgs des ersten Kegelturniers für Sportler mit Handicaps war den Männern und auch den Vereinsmitgliedern klar: Das muss beibehalten werden. „Wir wollten weitergehen und haben deshalb beschlossen, eine eigne Abteilung Behindertensport gründen“, sagt Simon und kündigt an, dass nach der Vorbereitungsphase nun am 1. November die Abteilung ins Leben gerufen wird.

Der Stein kam ins Rollen, als die Lebenshilfe ein neues Kegeldomizil suchte. „Ich bin im Elternbeirat der Lebenshilfe und habe angeboten, bei uns im Verein zu fragen“, sagt Lothar Albrecht, der selbst ein behindertes Kind hat. Bei seinem Vereinschef brauchte er keine Überzeugungsarbeit leisten, der sagte sofort zu. „Warum auch nicht, die Lebenshilfe beziehungsweise dessen familienentlastender Dienst suchte nach einer Kegelbahn. Und wir haben hier eine moderne behindertengerechte Einrichtung. Zudem ist davon der Trainings- und Wettkampfbetrieb nicht beeinflusst, aber die Bahn besser ausgelastet“, so Simon. Wie Albrecht informierte, haben am vergangenen Donnerstag endgültig die Vereinsmitglieder grünes Licht für die neue Abteilung gegeben.

Seit vielen Jahren organisiert der familienentlastende Dienst der Lebenshilfe das Kegeln. Für vereinsmäßigen Sport für Behinderte gibt es jedoch nur sehr wenige Angebote im Kreis, wie Josef Jaglowski, Sportkoordinator beim Thüringer Behinderten- und Rehabilitationssportverband erklärte. Lediglich beim Turn- und Sportverein Schmölln und beim SV Aufbau Altenburg gebe es Behindertensport. „Das ist schon sehr wenig und ich würde mir da mehr Engagement wünschen“, so Jaglowski, der sich freut, dass mit dem Kegelsportverein Rositz ein dritter Anbieter für Menschen mit Handicap im Altenburger Land dazukommt.

Der Unterschied zwischen dem Angebot des familienentlastenden Diensts und dem des Vereins seien die Kosten. „Wir haben uns intensiv um Sponsoren und Unterstützung gekümmert“, erklärte Christian Simon, weil der Verein die anfallenden Kosten nicht auf die Behinderten umlegen wollte. Unterm Strich, so rechnet Lothar Albrecht vor, sei eine Vereinsmitgliedschaft etwa 50 Prozent preisgünstiger als das Angebot des familienentlastende Dienstes. Aber nicht nur das: Die Männer und Frauen mit Handicap werden ins Vereinsleben integriert. „Ich möcht auch unbedingt einen von ihnen im Vorstand haben“, so Simon, dessen Verein, der sich erst im Vorjahr aus dem SV Rositz löste, nun mit den 35 Neumitgliedern auf insgesamt 108 Sportler angewachsen ist.

Von Jörg Reuter

Quelle: Osterländer Volkszeitung vom 1.11.2017